Hoher Besuch am Samstag, 26. September 2015 in der Gemeinde Bispingen, Ortsteil Hörpel: Deutschlands bekannter Plakatkünstler Klaus Staeck, 77, eröffnete eine Ausstellung seiner Werke aus fünf Jahrzehnten und weihte gleichzeitig das Aktionshaus des Vereins APROTO ein, in dem in den nächsten Wochen über 130 seiner Plakate unter dem Motto „Nichts ist erledigt!“ zu sehen sein werden. Tatsächlich wurde beim Rundgang durch die Ausstellung klar - die erste übrigens seit zehn Jahren in Norddeutschland -, dass Staeck als Vordenker schon vor über vierzig Jahren und in der Folgezeit immer wieder mit satirischen Kunstwerken auf deutsche und internationale Missstände hingewiesen hat, die sich bis heute nicht erledigt, sondern zum Teil an Dramatik zugenommen haben. Darunter soziale und wirtschaftliche Ungerechtigkeit, Umweltprobleme, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit.
Unter den mehr als 70 geladenen Gästen aus ganz Norddeutschland waren auch Lars Klingbeil, Bundestagsabgeordneter für den Heidekreis, Bispingens Bürgermeisterin Sabine Schlüter, Manfred Nahrstedt, Landrat in Lüneburg, Autorin und Sängerin Peggy Parnass und Stern-Cartoonist Til Mette.
Klaus Staeck, langjähriger Präsident der Akademie der Künste in Berlin und im Mai ausgezeichnet mit dem August-Bebel-Preis für sein langjähriges und beispielhaftes Engagement für soziale Gerechtigkeit, würdigte mit der aktuellen Ausstellung insbesondere die von Max-Fabian Wolff-Jürgens, 20 Jahre und Schauspielschüler, ins Leben gerufene Initiative „Jung gegen Rechts“ und den Trägerverein APROTO – Aktionen und Projekte pro Toleranz.
APROTO, jetzt mit seinem Aktionshaus in Hörpel, macht immer wieder mit außergewöhnlichen Aktivitäten gegen ewig gestriges Gedankengut und für Demokratieförderung, Toleranz und ein dauerhaftes Erinnern an den Nationalsozialismus bundesweit von sich reden. Max-Fabian Wolff-Jürgens: „Klaus Staeck ist für mich ein großes Vorbild dafür, wie man ernsthafte Positionen unterhaltsam und vor allem auch in Richtung junger Menschen transportieren kann. Politiker machen das leider häufig zu dogmatisch.“
Ganz aktuell ist die APROTO-Initiative „Stimmen des Nordens“, die von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil als „sehr gute Sache“ bezeichnet wurde, und der Grüße an Klaus Staeck überbringen ließ. Insgesamt haben bei “Stimmen des Nordens“ bislang schon über 80 Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Gesellschaft in einer Video-Botschaft Position bezogen gegen Fremdhass und zunehmende Gewalt gegen Flüchtlinge. Darunter auch eine der bekanntesten Holocaust-Zeitzeuginnen, die 90jährige Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano, und die Piano-Legende Gottfried Böttger, Mitbegründer von Udo Lindenbergs Panikorchester und 40 Jahre am Klavier in Bremens Talkshow „3 nach 9“. Beide waren Gäste der Vernissage. Gottfried Böttger eröffnete mit „Hymn to Freedom“ von Oscar Peterson und spielte zu Ehren von Klaus Staeck Gospels mit thematischem Bezug zu seinen Plakaten. Als Esther Bejarano dann – von Gottfried Böttger begleitet – das jüdische Lied „Mir lebn eybik“ (Wir leben ewig) gab es Standing Ovations.
In seiner Rede ging Staeck auch direkt und ungewöhnlich offen auf die Flüchtlingswelle ein: „Es werden immer mehr Menschen in noch größerer Zahl kommen. Da helfen auch keine Kontrollen und Zäune. Es gibt immer einen Umweg. Die Welt ist eine Kugel.“
In Anspielung auf die Worte von Angela Merkel „Wir schaffen das!“, sagte Staeck: „Das ist so wie wenn man einem Krebskranken beruhigt 'Es wird schon alles gut'. Nein, gut wird es nicht unbedingt. Irgendwann hört das Willkommen auf. Das ist wie mit Verwandten. Man freut sich, wenn sie kommen, jedenfalls behauptet man das, aber wenn sie länger bleiben, möchte man sie schon wieder loswerden. Das wird unser Problem in der nächsten Zeit werden. Wir werden alle völlig umdenken müssen“
Klaus Staeck, Esther Bejarano und Gottfried Böttger wurde von Max-Fabian Wolff-Jürgens die APROTO-Ehrenmitgliedschaft überreicht, die zuvor auch schon der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, angenommen hatte.
„Ich sehe, dass der Kampf gegen Rechtsextremismus und für eine tolerante Gesellschaft bei euch in guten Händen ist“, sagte Klaus Staeck zu Max-Fabian. „Deshalb komme ich gerne wieder nach Bispingen!“
Die umfangreiche Ausstellung mit Plakaten von Klaus Staeck ist ab 9. Oktober 2015 jeweils an den Wochenenden von Freitag bis Sonntag sowie an weiteren Tagen, die auf www.APROTO.de zu finden sind, geöffnet. Darüber hinaus können sich Besucher und Gruppen für andere Termine auch schon vor und nach dem 9. Oktober kurz anmelden unter 0170 / 977 1440. Von Klaus Staeck am Tag der Vernissage handsignierte Plakate aus fünf Jahrzehnten, darunter zahlreiche Klassiker, können in den nächsten Wochen zugunsten des Vereinszweckes im APROTO-Aktionshaus erworben werden.