Balkanroute rückwärts

Ausgewählte Pressestimmen

 

Walsroder Zeitung vom 23. Januar 2017

Flüchtlingsverein: "Die Verhältnisse sind eine Katastrophe"
 
Bispingen, Kr. Heidekreis (epd). Nach einem Besuch in provisorischen Flüchtlingscamps an der serbisch-ungarischen Grenze hat der Bispinger Verein "Aktionen und Projekte pro Toleranz" (Aproto) die EU-Länder zur umgehenden Aufnahme der gestrandeten Menschen aufgefordert. "Ungarn muss diese Menschen schnell durchlassen, damit sie in andere Staaten weiterreisen können", sagte die Mitgründerin der Initiative, Meike Wolff, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst.

Die 56jährige Lektorin und Publizistin hat mit einer sechsköpfigen Delegation des Vereins verschiedene Flüchtlings-"Hotspots" in Südosteuropa besucht. "Wir sind 5.000 Kilometer rückwärts auf der Balkan-Route gefahren", sagte Wolff.

An der mit meterhohen Zäunen gesicherten Grenze zu Ungarn kampierten Flüchtlinge auf serbischer Seite nahe des Übergangs Kelebija bei Temperaturen von bis zu 20 Grad unter null in kleinen Zelten, berichtete Wolff. Eine Hilfsorganisation habe zwar ein paar mobile Toilettenhäuschen und ein an einen Tank angeschlossenes Kunststoff-Waschbecken aufgestellt, "das Wasser war jetzt aber natürlich gefroren". Die aus Afghanistan, Pakistan, Syrien und Nordafrika stammenden Männer erhielten jeweils eine Tagesration Verpflegung, eine medizinische Versorgung gebe es für sie nicht: "Die Verhältnisse sind eine einzige Katastrophe."

Nach Beobachtungen von Aproto lassen die ungarischen Grenzbehörden in Kelebija lediglich fünf bis acht Personen täglich einreisen. Diese würden dann in Registrierungszentren gebracht, "wo sie wenigstens ein festes Dach über dem Kopf haben". An den anderen serbisch-ungarischen Grenzübergängen sei die Situation ähnlich, sagte Wolff. Die dort teilweise seit Monaten ausharrenden Flüchtlinge seien verzweifelt.

Die Gruppe aus Bispingen besuchte auf ihrer Reise in Albanien und Montenegro auch Flüchtlinge, die im vergangenen Jahr aus Deutschland in diese Länder zurückgeschickt worden waren. Der Verein Aproto wurde im Sommer 2012 gegründet. Er hat die Förderung von Toleranz, Demokratie und Geschichtsbewusstsein zum Ziel. Der Verein regte auch die Kampagne "Stimmen des Nordens - gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus" an. Dabei werben Prominente aus den norddeutschen Bundesländern für ein respektvolles Miteinander von Einheimischen und Flüchtlingen.

(9193/19.01.17)epd-Gespräch: Reimar Paul

Böhme-Zeitung vom 4. Februar 2017

 

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APROTO - Aktionen und Projekte pro Toleranz